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Bericht der Gemeinde Innertkirchen zum Projekt Speichersee und Kraftwerk Trift – Stand Ende 2025
Bericht der Gemeinde Innertkirchen zum Projekt Speichersee und
Kraftwerk Trift – Stand Ende 2025
Das Projekt Speichersee und Kraftwerk Trift begleitet die Gemeinde Innertkirchen seit vielen Jahren. Es handelt sich um ein Vorhaben von nationaler Bedeutung, das einen wichtigen Beitrag zur zukünftigen Stromversorgung der Schweiz leisten soll. Der Gemeinderat Innertkirchen hat dieses Projekt von Beginn weg grundsätzlich unterstützt. Diese Unterstützung beruhte jedoch stets auf der klaren Erwartung, dass die Interessen der betroffenen Bevölkerung respektiert, die Belastungen fair ausgeglichen und alle wesentlichen Punkte rechtlich verbindlich geregelt werden.
Bereits im Jahr 2018 hat der Gemeinderat im Konzessionsverfahren seine Zustimmung zum Projekt erklärt. Diese Zustimmung erfolgte im Vertrauen auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Kanton und Projektträgerschaft Kraftwerke Oberhasli AG (KWO). Der Gemeinderat ging davon aus, dass Fragen zur Bauphase, zur touristischen Entwicklung, zum Schutz der Bevölkerung und zu gesellschaftlichen Ausgleichsmassnahmen später gemeinsam geklärt und verbindlich geregelt würden.
In den folgenden Jahren zeigte sich immer deutlicher, dass die Auswirkungen des Projekts für die Gemeinde erheblich sind. Die Bauphase wird voraussichtlich bis zu zehn Jahre dauern und bringt starke Einschränkungen für die Wohn- und Lebensqualität im Gadmental mit sich. Der Wegfall bestehender touristischer Angebote, insbesondere der Trift-Hängebrücke, schwächt die regionale Wertschöpfung. Hinzu kommen zusätzliche Belastungen durch Lärm, Staub, Verkehr sowie durch ein grosses temporäres Arbeitercamp, das das soziale Gleichgewicht im Tal spürbar verändern wird.
Aus diesen Gründen hat die Gemeinde im Herbst 2023 einen umfassenden Forderungskatalog an den Verwaltungsrat der KWO übermittelt. Darin wurden die Erwartungen an gesellschaftliche und touristische Ausgleichsmassnahmen, den Schutz der Trinkwasserversorgung, eine möglichst grosse Rücksichtnahme während der Bauphase sowie eine faire Entschädigung für Nutzungsverzichte klar und transparent festgehalten. Diese Forderungen wurden mit der betroffenen Bevölkerung und den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern abgestimmt.
Trotz zahlreicher Gespräche, Arbeitsgruppen und Schreiben lag bis Ende 2025 keine rechtsverbindliche Vereinbarung zwischen der Gemeinde Innertkirchen und der KWO zu diesen Punkten vor. Gleichzeitig wurden mit Umweltverbänden verbindliche Abmachungen abgeschlossen. Aus Sicht der Gemeinde ist nicht nachvollziehbar, weshalb solche Vereinbarungen mit der direkt betroffenen Standortgemeinde nicht ebenfalls vor dem Baubewilligungsverfahren möglich sein sollen.
Im Herbst 2025 verschärfte sich die Situation deutlich. Anlass war die Absicht von KWO, Umweltverbänden und dem Kanton, am Sustenpass eine sehr grosse Fläche herrenlosen Landes mit strengen Nutzungsbeschränkungen zu belegen. Dieses Gebiet wäre damit dauerhaft der touristischen Entwicklung entzogen worden. Dieser Schritt erfolgte gegen den klar geäusserten Willen der Gemeinde Innertkirchen. Besonders stossend ist, dass allen Beteiligten bekannt war, dass diese Fläche nach Abschluss der laufenden Gesetzesänderung zur Aufnahme von herrenlosem Land ins Grundbuch in das Eigentum der Gemeinde übergehen soll.
Die Gemeinde war zwar am sogenannten «Grimsel-Dialog» beteiligt, ihre Stimme hatte jedoch kein tatsächliches Gewicht. Begründet wurde dies damit, dass es dafür keine ausreichenden gesetzlichen Grundlagen gebe. Der Gemeinderat wies die KWO und den Regierungsrat des Kantons Bern noch vor Abschluss des «Grimsel-Dialogs» in aller Deutlichkeit darauf hin, dass dieses Vorgehen für die Gemeinde nicht verhandelbar ist und nicht akzeptiert werden kann. Diese klare Haltung blieb ohne Wirkung und hat das Vertrauen der Gemeinde in die Verantwortlichen des Kantons Bern und der KWO nachhaltig erschüttert. Der Gemeinderat stellt fest, dass die Interessen der Gemeinde und Bevölkerung in zentralen Punkten den Interessen der Stromwirtschaft und der Umweltverbände untergeordnet werden.
Als Konsequenz haben die Gemeinde Innertkirchen, die betroffenen Interessengemeinschaften und die Grundeigentümer/innen am 18. Dezember 2025 gemeinsam beschlossen, die laufenden Verhandlungen mit der KWO zu sistieren. Solange grundlegende Fragen nicht geklärt und die jüngsten Entscheide des Kantons nicht überprüft werden, sind Verhandlungen auf Augenhöhe nicht möglich.
Gesamtfazit der Gemeinde Innertkirchen per Ende 2025
Der Gemeinderat stellt klar fest, dass ein Projekt dieser Grössenordnung nur dann erfolgreich umgesetzt werden kann, wenn die direkt betroffene Bevölkerung ernsthaft einbezogen wird und die Belastungen fair abgegolten werden.
Bis heute fehlt eine rechtsverbindliche Vereinbarung, welche die gesellschaftlichen und touristischen Ausgleichsmassnahmen, den Schutz der Bevölkerung und den Umgang mit Nutzungsverzichten verbindlich regelt. Statt partnerschaftlicher Lösungen wurden in zentralen Punkten Entscheide über die Köpfe der Gemeinde und der Bevölkerung hinweg gefällt. Dieses Vorgehen widerspricht dem Grundsatz von Treu und Glauben und gefährdet die Akzeptanz des Projekts nachhaltig.
Der Gemeinderat Innertkirchen sowie die betroffene Bevölkerung kann das Projekt Speichersee und Kraftwerk Trift unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht weiter unterstützen. Eine erneute Annäherung ist nur möglich, wenn der Kanton seine Entscheide überprüft, das herrenlose Land ohne Lasten der Gemeinde übertragen wird und mit der KWO faire, offene sowie rechtlich verbindliche Verhandlungen geführt werden.
Die Gemeinde wird die Bevölkerung weiterhin transparent informieren und ihre Interessen konsequent vertreten. Ziel bleibt eine Lösung, die sowohl der nationalen Energieversorgung als auch den berechtigten Anliegen der Menschen im Gadmental gerecht wird.
Wir wünschen frohe Festtage und einen schwungvollen Start ins neue Jahr!
Gemeinderat Innertkirchen
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| Flugblatt Bericht der Gemeinde Innertkirchen zum Projekt Speichersee und Kraftwerk Ende 2025 (PDF, 90.14 kB) | Download | 0 | Flugblatt Bericht der Gemeinde Innertkirchen zum Projekt Speichersee und Kraftwerk Ende 2025 |